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Audio Walk Altenbeken

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Hier gibt's was auf die Ohren

Sie kennen die Gemeinde Altenbeken noch nicht? Dann hören Sie hier doch mal rein. Entweder vorab oder unterwegs auf unserem AudioWalk lenken wir den Blick auf spannende Details und erzählen auf interessante, unterhaltsame und sehr persönliche Art von Altenbekens (Eisenbahn-)Geschichte und der Heimatverbundenheit der Bewohner. Während Ihres Hörspaziergangs scannen Sie einfach den entsprechenden QR-Code und lernen so besondere Orte in Altenbeken, Buke und Schwaney kennen. Es lohnt sich. Versprochen.

 
Wer auf dem AudioWalk in Altenbeken unterwegs ist, lernt spannende Orte mit interessanter Geschichte kennen (Foto: Marion Wessels)
Wer auf dem AudioWalk in Altenbeken unterwegs ist, lernt spannende Orte mit interessanter Geschichte kennen (Foto: Marion Wessels)

Altenbeken

Zum Nachlesen

Großer Viadukt

Viadukt Altenbeken

Jahrtausende hindurch wurden Brücken nach Gefühl, Augenmaß und Erfahrung gebaut. Baumstämme überbrückten geringe Weiten, an breiteren Hindernissen entstanden schon in vorchristlicher Zeit massive Bogenbrücken aus Stein, wie sie die Römer auch als Aquädukte errichteten. Die Eisenbahn stellte den Brückenbau dann vor völlig neue Probleme: Ihr Betrieb verursachte nämlich wesentlich höhere Beanspruchungen als alle früheren Verkehrsmittel. Und das nicht allein durch das größere Gewicht ganzer Züge, sondern vor allem durch die dynamischen Kräfte, die beim Beschleunigen und Bremsen auf die Brücke übertragen wurden. Während im Straßenbau Hindernisse wie Wasserläufe oder Täler mit größeren Steigungen und scharfen Kurven einfach umgangen werden konnten, blieben dem Eisenbahningenieur im Bergland nur kühne Kunstbauten, um den vorgesehenen Trassenverlauf realisieren zu können. Wie hier in Altenbeken.

Im Frühjahr 1851 wurde mit den Bauarbeiten an der Gebirgsstrecke begonnen. Aus Schlesien, Sachsen, Hannover, Hessen und Braunschweig, von nah und fern, aus Dörfern und Städten der Umgebung kamen Steinmetze, Maurer, Zimmerer, Schmiede und Hilfsarbeiter. Allein 1.600 Arbeiter waren auf der gigantischen Baustelle am Ortseingang von Altenbeken eingesetzt. Zur Gründung der Brückenpfeiler in dem feuchten Untergrund wurden 8 Meter lange Buchenpfeiler in den Boden gerammt, auf denen das Bauwerk auch nach mehr als eineinhalb Jahrhunderten Zugverkehr sicher steht. Für den Bau hatte man den Viadukt auf beiden Seiten in der ganzen Länge und Höhe mit Holzgerüsten eingerüstet. Die waren breit genug, um mit Pferdefuhrwerken befahren werden zu können. So konnte man die bis zu 1.500 Kilogramm schweren Kalksteine an ihren Einbauort transportieren.

Nach nur zweijähriger Bauzeit wurde der Viadukt am 21. Juli 1853 durch Seine Majestät, König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen eröffnet. Bei Ansicht des Viaduktes soll er einem der Bauleiter zugeraunt haben: „Ich habe geglaubt, eine goldene Brücke vorzufinden, weil so schrecklich viele Taler verbraucht worden sind!“ In der Tat hat der Viadukt bis zu seiner Fertigstellung insgesamt 573.000 Taler gekostet. Des Königs Ausspruch hat das Bild vom Viadukt seither geprägt. So schufen die Altenbekener tatsächlich eine goldene Brücke, wenngleich zunächst auch nur in ihrem Gemeindewappen. In goldenes Licht getaucht wird der Viadukt seit 2002, nachdem insgesamt 84 Halogen-Dampfleuchten an den Brückenpfeilern angebracht wurden, die für eine sanfte Illumination des historischen Bauwerks sorgen. Neben unzähligen Fotofreunden nutzen auch Fernsehteams immer wieder diese imposante Kulisse. Das Bild vom beleuchteten Viadukt schmückt Titelseiten touristischer Prospekte und überregionaler Fachzeitschriften und taucht als Leuchtturm und Markenbotschafter für Ostwestfalen-Lippe auf. Seit dem Jahr 2022 wird für die Beleuchtung die Technik von heute genutzt, um Historisches ins rechte Licht zu rücken. Dank einer Landesförderung aus dem NRW-Heimatministerium konnte die Beleuchtung auf energieeffiziente, wartungsarme und langlebige LED-Leuchten umgerüstet werden und wird nun klimaneutral mit Ökostrom betrieben.

Der unter Denkmalschutz und im Eigentum der Deutschen Bahn stehende Viadukt ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Ostwestfalens. Mit einer Länge von 482 Metern überspannt er in 35 Metern Höhe in 24 mächtigen Bögen das Tal der Beke und ist damit die längste Kalksandsteinbrücke Europas.

Übrigens: Wussten Sie, dass man der oder das Viadukt sagen kann?

Aussichtsplattform

Rundweg Aussichtsplattform

Die Eisenbahn hat die Welt verändert. Als in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts mit ihrem Bau begonnen wurde, eröffnete sie Transport- und Fortbewegungsmöglichkeiten, die bis dahin für unvorstellbar gehalten wurden. In Rekordzeit wuchs das Streckennetz und dabei schufen Architekten, Ingenieure und Baumeister zum Teil wahrhaft monumentale Bauwerke, die noch heute die Menschen beeindrucken.

Der Eisenbahnviadukt in Altenbeken ist ein solches Monument. Hier, von der Aussichtsplattform aus, lässt sich eine architektonische Meisterleistung besichtigen, die aufgrund ihrer herrlichen Formgebung und der imposanten Größe in Erinnerung bleibt. Altenbekens Wahrzeichen ist 170 Jahre alt und nach wie vor wird es als Eisenbahnverkehrsweg genutzt. Täglich begegnen sich hier Vergangenheit und Gegenwart: modernste ICE-Technik trifft auf eines der wohl schönsten Denkmäler der Eisenbahngeschichte.

Durchschnittlich passieren täglich bis zu 250 Züge den Altenbekener Viadukt. Mit etwas Geduld werden Sie hier von der Plattform aus Lokführern und Reisenden zuwinken können. Bei guter Sicht sind die Züge aus Richtung Paderborn schon von weitem zu erkennen.

Die Aussichtsplattform an der Viadukt-Nordseite gibt es übrigens seit 2003. Zum 150. Geburtstag des Brückenbauwerks hatte die Gemeinde zusammen mit freiwilligen Helfern fünf Wanderwege zu den Themen „Eisenbahn & Quellen“ konzipiert und schnell war klar, dass es unbedingt einen Aussichts- und Fotopunkt geben müsse. Seinerzeit gehörte das Gelände hier dem Maschinenfabrikanten Anton Driller, Altenbekener Windkraftpionier und Eisenbahnfreund. Zur Anlage eines Rundweges und zur Errichtung dieser Aussichtsplattform überließ er sein Grundstück der Gemeinde unter der Bedingung, beides dauerhaft für die Allgemeinheit zugänglich zu halten. Längst sind Weg und Aussichtspunkt Teil des mehrfach prämierten Viadukt Wanderweges, der auf seinen 30 Kilometern Länge immer wieder das Thema Eisenbahn aufgreift. Seit zwei Jahrzehnten genießen Wanderer, Eisenbahnfreunde, Fotografen und Filmemacher hier nun die direkte Aussicht auf den imposanten Viadukt in Altenbeken. Wenn dann noch historische Dampflokomotiven darüber rollen, ist an der Aussichtsplattform kein Platz mehr frei.

Übrigens: Der Pfad neben der Aussichtsplattform führt über eine Treppenanlage zum Fuß des Viaduktes. Folgen Sie dem Weg unterhalb des Viaduktes und biegen Sie rechts auf die Adenauerstraße ab. Nach wenigen Metern erreichen Sie den VistaPoint. An diesem Aussichtspunkt liegt der Viadukt quasi auf der Seite. Neben echten Gleisen wurden hier auch die Schluss-Steine des Viaduktes verbaut und zeigen die Jahreszahlen des Baubeginns 1851 und seiner Inbetriebnahme 1853.

Denkmal-Lokomotive

Die Altenbekener Denkmal-Lokomotive nach ihrer erfolgreichen Restaurierung im Jahre 2021

Freitag, 14. Oktober 1977: Gegen Mittag bricht ein Konvoi in Paderborn auf, um auf zwei Schwerlasttransportern der Bahn die 129 Tonnen schwere Fracht nach Altenbeken zu bringen. Es ist die letzte Fahrt der „044 389-5“, die seit ihrer Inbetriebnahme etwa 1,5 Millionen Kilometer durch Deutschland gedampft war.
Auf dem Weg vom Paderborner Ausbesserungswerk am Nordbahnhof bis nach Altenbeken säumten zahlreiche Schaulustige den Fahrweg, um diesen einzigartigen Transport live zu erleben. Eine Initiative von Altenbekener Eisenbahnfreunden hatte die Lok, die noch ein Jahr zuvor im Dienst war, nach ihrer Ausmusterung in Ottbergen gekauft und zunächst im Altenbekener Bahnbetriebswerk restauriert. Der eigentlich nur wenige hundert Meter lange Weg vom Bw quer durch Altenbeken war technisch nicht umsetzbar und so wurde die Lok zunächst auf der Schiene nach Paderborn gebracht, um hier nebst Tender auf einen 400 PS starken Schwerlasttransporter verladen zu werden. Auf der Straße ging es dann nach Altenbeken zurück. Besonders die Fahrt unter dem Viadukt hindurch war ein Spektakel, immerhin fuhr die Lok ja sonst nur über die Eisenbahnbrücke. Während die Fahrt selbst nur etwa 90 Minuten dauerte, brauchten die Beteiligten etwa eineinhalb Stunden vor Ort, um Tender und Lok auf die hier vorbereiteten Schienen zu ziehen.

Obwohl sich eine Gruppe pensionierter Eisenbahner viele Jahre um das Erscheinungsbild der Lok kümmerte und sie wiederholt durch freiwillige Helfer optisch aufgearbeitet wurde, nagte doch der Zahn der Zeit an ihr. Das war der alten Dame zuletzt auch deutlich anzusehen, durchgerostete Bleche als Ergebnis der Korrosion von Eisen und Stahl waren rund um die Lok zu finden.

Im Jahr 2021 wurde das technische Denkmal dann dank einer großzügigen Förderung des NRW-Heimatministeriums fachkundig restauriert. Mit Diplom-Restauratorin Dorothee Brück und ihrem Team hatte die Gemeinde genau die Richtigen dafür gefunden. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, oder? Mit ihren über 80 Jahren sieht die historische Lok besser aus denn je.

Wie sehr Altenbekens Denkmal-Lok Dorothee Brück am Herzen liegt, konnten Zuhörer der Ansprache der Restauratorin zum Lok-Jubiläum entnehmen. Leidenschaftlich berichtete die junge Frau von ihrer Arbeit auf, unter und in dem historischen Fahrzeug. „So eine Lok hat unzählige einzelne Bauteile, die alle bearbeitet werden mussten. Die Arbeit ist anstrengend, weil es oft eng, heiß und stickig ist. Man wird dreckig, es stinkt, holt sich blaue Flecken und Platzangst darf man auch nicht haben“. Beeindruckend waren auch einige Zahlen, die Dorothee Brück präsentierte. So haben sie und ihr Team rund eine halbe Tonne Rostschlamm aus der Lok geholt und allein zum Reinigen 56 Liter Lösungsmittel und 25 Kilogramm Lappen verbraucht.

Die geschichtsträchtige Lokomotive ist jetzt so konserviert und aufbereitet, dass ihr Erhalt für die nächsten Jahre gesichert ist. Nun kann die große alte Dame wieder bestaunt und fotografiert werden.

Bahnhof

Eisenbahn-& Kulturtage VIVAT VIADUKT® in Altenbeken

Die Vorbereitungen für den Bau der Westfälischen Eisenbahn hatten schon 1832 begonnen. Auf Begeisterung vor Ort stießen die Planungen jedoch keineswegs, der technische Fortschritt indes war nicht aufzuhalten. Das sich dies später für Altenbeken als ein Glücksfall erweisen sollte, ließ sich damals sicher nicht vorhersagen.

1851 wurde mit dem Bau des Viaduktes begonnen und nur zwei Jahre später konnte die Brücke mit geschwungener Linienführung fertiggestellt werden. Der Bahnverkehr startete zunächst eingleisig. Von Warburg nach Paderborn brauchte die Bahn damals zwei Stunden. Nach einem einstündigen Aufenthalt in Paderborn ging es für Reisende weiter nach Hamm. Dieser erste Fahrplan sah gerade einmal zwei Züge zwischen Hamm und Warburg in jeder Richtung vor. Umsteigemöglichkeiten nach Köln, Minden und Kassel gab es an den Endpunkten.

Drei Bahnstationen gab es an der 54,6 Kilometer langen Eisenbahnstrecke Paderborn - Warburg: Buke, Willebadessen und Bonenburg. Altenbeken selbst hatte seinerzeit noch keine Haltestelle. Das sollte sich erst zwölf Jahre später ändern.
Altenbekens erstes Bahnhofsgebäude entstand zunächst behelfsmäßig auf dem Platz der ehemaligen Güterhalle. Schon bald wurde es durch einen massiven Bau aus heimischen Sandstein ersetzt. Die Inbetriebnahme der Strecke Altenbeken - Kreiensen und die Fertigstellung des Bahnhofs bescherte Altenbeken einen nochmaligen Besuch seiner Majestät König Friedrich Wilhelm IV. am 20. Oktober 1865. Mit der Eröffnung des Bahnhofs kamen nun auch Eisenbahner mit ihren Familien nach Altenbeken, so dass der kleine Ort einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte.

Heute steht das Empfangsgebäude unter Denkmalschutz. Neben dem Empfangsgebäude baute die Preußische Staatsbahn 1898 optische passende Nebengebäude für ihre Bediensteten. Dieses Betriebsgebäude wurde vor wenigen Jahren abgerissen. Schließen musste leider auch die altehrwürdige Bahnhofsgaststätte, jahrzehntelang geführt von der Altenbekener Familie Klüter.
Kurz nach der Eröffnung der Strecke wurde der Altenbekener Bahnhof „Lokstation“, so ist eine 14m-Drehscheibe aus dem Jahr 1870 nachgewiesen. Im Zuge größerer Erweiterungsmaßnahmen entstand 1896 ein Ringlokschuppen mit vier Ständen, vier weitere kamen alsbald hinzu. Weil die Lokomotiven immer größer wurden, wuchs auch der Durchmesser der Drehscheiben. 1895 betrug der Durchmesser 16,2 Meter, wenige Jahre später schon 23,8 Meter. 1898 ließ die preußische Staatsbahn neben dem Empfangsgebäude zusätzliche Bauwerke aus Backstein errichten, um Räume für das Dienstpersonal zu bekommen. Zu Beginn war hier sogar die Post untergebracht. Auch eine Kantine mit Küche, Schulungs- und Sozialräume waren hier zu finden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgten etliche Investitionen im Bahnhofsareal. So wurde 1902 ein neuer Bahnsteigtunnel angelegt, die Bahnhofstraße wurde dem Verkehr übergeben und die Bahnsteige an Nord- und Südseite des Empfangsgebäudes erhielten Überdachungen.

Der Bahnverkehr der Nachkriegsjahre nahm stetig zu, Bahn und Post beschäftigten etliche hundert Mitarbeiter. Im Mai 1958 wurde das „Gleis 200“, eine 1.147 Meter lange eingleisige Verbindungskurve in Betrieb genommen. Es entstand eine direkte Verbindung zwischen der Strecke Hannover Soest und der Strecke Altenbeken - Warburg. Bei Änderung der Fahrtrichtung mussten die Züge im Bahnhof Altenbeken nun nicht mehr „Kopfmachen“.

Im Netz der Bahn ist der beinahe 160-jährige Bahnhof nach wie vor ein wichtiger Knotenpunkt mit überregionaler Bedeutung.

Stolpersteine

Stolperstein für Carola Regina Ikenberg

Das Gesicht einer Gemeinde wird von ihren Bürgern geprägt. Zu diesen gehörte in Altenbeken jahrzehntelang die jüdische Familie Ikenberg, die diesen Ort als ihre Heimat betrachtete und sich nichts Anderes wünschte, als friedlich hier leben zu können. Es waren Menschen, die gefühlt, geglaubt und gelebt haben wie wir. Menschen, an die wohl nichts mehr erinnern würde, wenn es diese Stolpersteine nicht gäbe.

Die "Stolpersteine" des Kölner Künstlers Gunter Demnig sind kleine Erinnerungszeichen, die zusammengenommen ein außergewöhnliches Denkmal bilden. Mittlerweile gibt es mehr als 90.000 von ihnen - in 29 Ländern. Die Steine sind immer gleich gestaltet – als kleine Gedenktafeln aus Messing im Gehweg vor dem letzten frei gewählten Wohnort, die die Lebensdaten der Vertriebenen oder Ermordeten tragen. An dieser Stelle wollen wir die Geschichte der Menschen erzählen, an die die elf Stolpersteine in Altenbeken erinnern.

Als Carola Regina Ikenberg starb, war sie gerade zwei Jahre alt. Zehn weitere Familienangehörige fanden in den Vernichtungslagern der Nazis den Tod. Viele Jahre wohnte die jüdische Familie Ikenberg in Altenbeken. Wo bis 1982 ihr Wohnhaus stand, findet sich heute eine Filiale der Sparkasse. Zur Familie gehörten die Witwe Minna Ikenberg, geb. Rose, ihre erwachsenen Söhne Josef und Walter, die Töchter Ilse und Rosa sowie ihre Schwester Thekla Rose. Die beiden weiteren Söhne Herbert und Ludwig waren nach Holland emigriert.

Aus einem Schreiben der Geheimen Staatspolizei geht hervor, dass am 13. Dezember 1941 tausend Juden "evakuiert" werden sollten. In dem Befehl heißt es: "Die zur Abschiebung bestimmten Juden sind am 10. Dezember 1941 in ihren Wohnungen abzuholen und bis 16 Uhr nach Bielefeld zum Sammellager Kyffhäuser am Kesselbrink zu überführen. Die Transporte sind mit der Eisenbahn durchzuführen, Bargeld und Wertgegenstände sind einzuziehen. Die Judenwohnungen sind zu versiegeln".

Gemeinsam mit Juden aus Bad Lippspringe und Paderborn musste sich auch die Altenbekener Familie Ikenberg bis 11.30 Uhr an der Sammelstelle Paderborn einfinden, dem Städtischen Schlachthof am Tegelweg. An diesem Mittwochmorgen wurden Schülerinnen und Schüler der katholischen Grundschule in Altenbeken, deren Pausenhof an das Haus der Familie grenzte, Zeugen dieser sogenannten „Evakuierung“, weil gerade Schulpause war.

Die gehbehinderte Minna Ikenberg hatte man in einen Handwagen gesetzt. Die zwei Töchter und die beiden Söhne schoben den Wagen die Bahnhofstraße hinauf. Zugegen waren der Ortspolizist und ein Angestellter der Gemeindeverwaltung. Mit dem Zug wurde die Familie von Altenbeken zum Paderborner Nordbahnhof gebracht.
Der am Hauptbahnhof Paderborn eingesetzte Zug mit Juden aus dem damaligen Kreis Büren nahm die Wartenden abseits der städtischen Besiedlung auf. In Begleitung von zwei Oberwachtmeistern und vier Hauptwachmeistern erfolgte der Transport nach Bielefeld. Um Aufsehen zu vermeiden hatten die Beamten ausdrücklich Zivilkleidung zu tragen. Im Saal der Gaststätte "Kyffhäuser" übernahm dann die Gestapo die bürokratische Abwicklung der Deportation: Identifizierung und Leibesvisitation, Durchsuchung des Gepäcks, Beschlagnahme von Geld, Wertgegenständen sowie persönlichen Dokumenten.

Vom Kesselbrink erfolgte am 13. Dezember 1941 der Abtransport mit Bussen zum Hauptbahnhof Bielefeld, wo gegen 15 Uhr ein Transportzug mit nahezu 1.000 Juden aus den Regierungsbezirken Münster und Osnabrück eintraf. In den überbelegten Abteilen mussten sich auch die in Paderborn Zugestiegenen einen Platz suchen. Die qualvolle Fahrt von Bielefeld über Hannover, Stendal, Berlin, Schneidemühl, Marienburg, Königsberg, Tauroggen und Mitau dauerte drei Tage, schnell war das Trinkwasser verbraucht.

Als der Zug am 16. Dezember 1941 am Bahnhof Skirotava, etwa acht Kilometer von Riga entfernt, ankam, herrschen Temperaturen von minus 12 Grad. Mit Hunden trieben SS-Männer die Ankommenden zusammen. Alte und Kranke, die nicht weiterkonnten, wurden auf dem langen Fußmarsch ins Ghetto Riga geprügelt oder erschossen und liegen gelassen.

Bei der Ankunft im Ghetto sind dort die Blutspuren der großen Ermordungsaktion an den lettischen Juden noch nicht beseitigt. Die 60-jährige Minna Ikenberg stirbt nur drei Wochen später. Die Übrigen werden dem Hunger, den Seuchen und der Gewalt ausgesetzt. Thekla Rose wird wahrscheinlich Opfer der großen „Säuberungsaktionen“ im Ghetto, wie es in der NS-Terminologie heißt.

Josef und Walter werden in das etwa 20 km von Riga gelegene Arbeitslager Salaspils eingeliefert, wo sie vermutlich ermordet worden sind.

Die Söhne Herbert und Josef waren bereits 1937 bzw. 1939 mit ihren Frauen nach Holland emigriert in der Hoffnung, der tödlichen Gefahr entfliehen zu können.
1942 wurden Herbert und seine Frau Frieda mit ihren Kindern vom holländischen Judendurchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert. Frieda, ihr dreijähriger Sohn Arthur Ludwig und seine erst zweijährige Schwester Carola Regina wurden am 10. September 1943 in Auschwitz ermordet. Ein halbes Jahr später, am 31. März 1944 wird auch Herbert in Auschwitz ermordet.

Ludwig und seine Frau Klara wurden 1944 mit ihrem dreijährigen Sohn Kurt Herbert von Holland zunächst in das Ghetto Theresienstadt verbracht und erst von dort aus nach Auschwitz deportiert, wo alle drei getötet wurden.

Lediglich Ilse und Rosa Ikenberg überlebten die einzelnen Lagerstationen, auch das KZ Bergen-Belsen. Sie kehrten in ihr Elternhaus zurück und wanderten 1949 nach Amerika aus.

Während des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Nazis fast sechs Millionen europäischer Juden. Diese Stolpersteine sind eine Mahnung gegen das Vergessen, eine Mahnung gegen Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, Rechtsradikalismus und Neofaschismus. Sie sind eine Mahnung gegen Krieg und Gewalt.

Bollerbornquelle

Bollerbornquelle Altenbeken

Das Wasser unzähliger Quellen hat viele Täler und Einkerbungen in die Hänge des Eggegebirges gewaschen und diese stark zergliedert. Dennoch sind keine größeren Fließgewässer vorhanden. Viele kleine Rinnsale vereinigen sich zu Bächen wie der meist unscheinbaren Beke, die mitten durch Altenbeken fließt. Reizvoller als unauffällige Bachläufe wirken dagegen sprudelnde Quellen. Ist ihr Wasser zudem trinkbar und sind sie naturbelassen oder naturnah gestaltet, bilden Quellen attraktive Anlaufpunkte für Einheimische und Gäste. Bedeutende Einzelquellen auf Altenbekener Boden sind der Sageborn am nördlichen Ortsausgang, die Sachsenbornquelle am Dübelsnacken, die Max- und-Moritz-Quelle im Driburger Grund und die Bollerbornquelle hier am östlichen Ortsausgang.

Als ausgewiesenes Trinkwasser sprudelt das kohlesäurehaltige Wasser aus keiner der Quellen, weil es nicht regelmäßig analysiert wird. Und doch wird es gern und bedenkenlos getrunken. Wussten Sie eigentlich, dass Altenbekens heutige Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt auch etwas mit den hiesigen Quellen zu tun hat? So erwies sich Altenbeken als günstiger Haltepunkt für Dampflokomotiven, die hier genügend Kühlwasser aufnehmen konnten, das aus den Quellen der Egge sprudelte. Das weiche und sehr kalkarme Wasser verhinderte nämlich die Bildung von sogenanntem Kesselstein und war deshalb sehr beliebt.

In den Aufzeichnungen der Geschichtsschreiber ist zu finden, dass der Bollerborn in uralter Zeit eine rhythmisch intermittierende Quelle war. Solche Quellen zeigen eine besondere Wasserführung. In zeitlich etwa gleichen Abständen strömt Wasser für kurze Zeit, dann versiegen die Quellen wieder, bis der nächste Wasserschwall folgt. Diese seltene Fließeigenschaft teilte der Bollerborn mit etwa 125 anderen Quellen weltweit. Durch unbekannte geologische Vorgänge hat der Bollerborn diese Eigenschaft verloren und spendet seither regelmäßig Wasser.

Viele Gelehrte haben in den vergangenen Jahrhunderten den periodisch sprudelnden Born am Fuße des Eggegebirges aufgesucht und hierüber schriftliche Zeugnisse verfasst. So wird berichtet, dass Karl der Große im Jahre 772 n.Chr. hier im Eggegebirge lagerte, wo während der Trockenperiode plötzlich Wasser hervorbrach. Genug, um das große Heer vor dem Verdursten zu bewahren.

Der bedeutendste Barockmaler des Paderborner Landes, Johann Georg Rudolphi schuf 1671 das Landschaftsbild vom „Fons Resonus, vulgo Bullerborn“, dem ältesten Heimatbild Altenbekens. Nach diesem Vorbild wurde die Bollerbornquelle 2009 umgestaltet.

Der Paderborner Bildhauer Herbert Görder hat den 180 Kilogramm schweren Wassermann aus der griechischen Mythologie nach der Vorlage dieser Zeichnung geschaffen. Die Sanduhr in seiner rechten Hand symbolisiert die verloren gegangene Eigenschaft der nur zeitweise schüttenden Quelle. Aus der Amphore in der linken Hand dieser lebensgroßen bronzenen Figur sprudelt nun das kühle Nass, das den Durst von Wanderern löschen soll.

Mit mehreren Quadern aus Karlshafener Wesersandstein wurde eine großzügige Bühnensituation geschaffen, die zum Verweilen und Rasten einlädt. Die ursprüngliche Quelle ist etwa 20 m weiter Richtung Ortsausgang zu finden. Dort findet man das im Jahr 1986 unter Denkmalschutz gestellte Bollerbornkreuz mit Inschriftenplatte auf der es heißt:

Vor tausend und einhundert Jahr
bot diese Quelle Labung dar
des Kaisers Karl ganz durst’gem Heer
als Christi Lehr er bracht hierher.
Drum richten dankbar wir hier auf,
das Kreuz, an welchem seinen Lauf
vollbrachte einst Herr Jesu Christ,
der aller Gnaden Quelle ist.
Erlöserkreuz, du Gnadenquell,
steh‘ lange hier strahl‘ uns hell,
führ‘ uns zu allem Guten hin,
lenk‘ himmelwärts uns Herz und Sinn.“

Buke

Zum Nachlesen

Freizeitanlage Am Spring

Früher schöpften die Bewohner des Dorfes Buke aus der Spring-Quelle ihr Trinkwasser und hielten hier große Wäsche. Die Kleinbauern nutzten das eiskalte Wasser auch, um die Milchkannen zu kühlen. Später lieferte die Quelle das Wasser für zwei Teiche, die in einen kleinen Park eingebettet waren. Diese in den frühen 1970er Jahren angelegte Freizeitanlage verbarg zuletzt ihren idyllischen Charme und ökologischen Wert. An vielen Stellen war sie marode, von Wildwuchs überwuchert und lud immer weniger zum Verweilen ein.
Von der Buker Heimat- und Vereinsgemeinschaft ging 2014 die Initiative zur Neugestaltung dieser Anlage aus. Deren Mitglieder fertigten Skizzen an und stellten eine Liste mit Gestaltungsvorschlägen zusammen. Es folgten politische Beratungen und nach entsprechenden Ratsbeschlüssen beauftragte die Gemeinde 2017 das Planungsbüro Berger aus Bad Sassendorf, eine Entwurfsplanung für die Umgestaltung zu erarbeiten und die Kosten für die Umsetzung zu berechnen. Die Erarbeitung der Planung erfolgte in direkter Abstimmung mit der Vereinsgemeinschaft Buke, der Verwaltung und Politik der Gemeinde sowie den Abteilungen Naturschutz und Wasserwirtschaft des Kreises Paderborn.

Für die Realisierung der modernen Wasser-Erlebnis- und Spiellandschaft mit naturnahen Seen, Wasserspielgeräten, Sitzgelegenheiten und einem Kneippbecken erhielt die Gemeinde Fördergelder aus dem Dorferneuerungsprogramm NRW 2021. Die Spring-Quelle wurde freigelegt, umgeleitet und der Bachlauf renaturiert. Die zuvor betonierte und mit Natursteinen verkleidete Teicheinfassung wurde zurückgebaut und die Teiche in ihren natürlichen Zustand zurückversetzt. Bis zu 10.000 Liter Wasser sprudeln je nach Wetterlage aus der Quelle hier am Spring.

2022 hat Buke die ganze Dorfgemeinschaft mobilisiert, sich Wettbewerben gestellt und kräftig Preise abgeräumt. Beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" punktete Buke ganz klar mit einer sehr gepflegten Grüngestaltung und einem Ortsengagement, das Vorbildcharakter hat. Der Wettbewerb wird im dreijährigen Rhythmus auf Ebene der Landkreise, des Landes und der Bundesrepublik durchgeführt. Dabei steht die Verbesserung der Zukunftsperspektiven in den Dörfern, die Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum und die Stärkung der regionalen Identität im Mittelpunkt. Im Kreiswettbewerb holte Buke Gold und im Landesentscheid konnte der Verein „Bürger und Vereine für Buke“ dann von NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen die Silberplakette in Empfang nehmen. Einen Sonderpreis gab’s obendrein: Nämlich für besonders herausragende landesgärtnerische Maßnahmen – wie hier am Spring – überreicht vom nordrhein-westfälischen Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau. So prämiert sind die Buker gut gerüstet für die Zukunft.

Eichborn, Mariengrotte und Kump

Weg zur Mariengrotte Buke

Die ersten Siedler der Paderborner Hochfläche ließen sich dort nieder, wo sie die besten Voraussetzungen für das Leben und Überleben antrafen. Drei Dinge spielten dabei eine große Rolle: das frische Quellwasser, die Jagdgründe und das Holz als Baumaterial aus dem nahen Eggewald und der Schutz vor Feinden.

Am Eichborn waren dafür ideale Voraussetzungen vorhanden. Sicher ist, dass hier die erste Besiedelung zur Entstehung des Ortes Buke vor mehr als eintausend Jahren stattgefunden hat. Jahrhundertelang war das Wasser des Eichborn die wichtigste Lebensquelle für Bukes Wachstum. Wie oft wird wohl sein Wasser bei Bränden zur Rettung von Hab und Gut gedient haben? Bis zum Bau der zentralen Wasserversorgung des Dorfes pulsierte hier jedenfalls das Leben.

Die Hauptquelle war mit Sandstein abgestaut und noch zu Beginn des 20. Jahrhundert wurde hier die Wäsche gewaschen. Im Jahre 2002 wurde in beispielhafter Eigenleistung der Buker Dorfgemeinschaft der historisch bedeutsame Eichborn mit alter Waschstelle saniert. Quellteich und Bachlauf erhielten eine Einfassung und eine Mariengrotte wurde neu errichtet. Ebenfalls in ehrenamtlicher Arbeit wurde 2015 die gesamte Wegeführung mit Wasserrinnen und Randbefestigungen neugestaltet, ausgekoffert und das historische Pflaster neu verfugt.
Der seit Jahrhunderten sprudelnde Eichborn, der immer Wasser führte, speiste auch den Dorfkump am Wiesenweg. Dieser Dorfbrunnen zählt zu den ältesten Zeugnissen Buker Geschichte. In seiner Urform war er die erste Wassergewinnungsanlage für die Bewohner des Dorfes. Erstmals wird er 1344 in der Stadtrechtsurkunde von Schwaney erwähnt. Dichte Kopfweidenreihen säumten den offenen Wassergraben, der entlang des Wiesenweges und von der Eichbornquelle gespeist um den Brunnen herum verlief.

Bei der schweren Dürre 1874 war der Kump der einzige Gemeindebrunnen, der nicht ausgetrocknet, aber zu klein war, um alle Bewohner des Dorfes mit Wasser zu versorgen. Daraufhin wurde er bis zu einer Tiefe von 12 Fuß (also 3,60 Meter) und einem Durchmesser von 9,5 Fuß (also 2,90 Meter) erweitert, so dass er alle Dorfbewohner mit genügend Wasser versorgen konnte.

Mit dem Bau der Umgehungsstraße B64 im Jahr 1958 und der notwendigen Aufschüttung im Bereich Wiesenweg wurde der Kump, der zwischenzeitlich nicht mehr zur Wasserversorgung des Ortes diente, mit einer Betonplatte abgedeckt. Erst viele Jahre später sollte der alte Dorfkump wiederhergestellt werden. Die St. Dionysius Schützenbruderschaft hatte sich dafür eingesetzt. So wurde 1986 die Betonplatte wieder entfernt, das Bruchsteinmauerwerk erneuert und nach alten Plänen das Schöpfgestänge neu errichtet.

Übrigens: Der idyllische Pfad zwischen der Ausgrabungsstätte „Alte Dionysiuskirche“, vorbei an der Mariengrotte am Eichborn und dem geschichtsträchtigen Dorfkump gehört zum mehrfach ausgezeichneten Viadukt Wanderweg.

Buker Pilz

Buker Pilz

So manche Jagd wurde in früherer Zeit hier inmitten des Staatsforst angeblasen und schon damals stand an markanter Stelle unter den mächtigen Buchen eine Bank. Der Waldplatz hier liegt gut eineinhalb Kilometer vom Dorf Buke entfernt an einer Weggabelung, die geschichtlich nicht unbedeutend ist. Namen wie Lichten Walde, Krummer Esel, Hartmanns Patt, Düsterngrund und Mertensgrund sind in alten Karten zu finden.
Mitte der 1970er Jahre erklärte der Eggegebirgsverein diesen Ort zum „Heinrich-Mertens- Platz“ in Gedenken an den gleichnamigen Heimatfreund. Eine geschnitzte Eichenbohle und ein 40 Zentner schwerer Eggesandstein mit Inschrift erinnern an Heinrich Mertens, einen wahren Kenner der Egge. Am 6. Oktober 1889 in Buke geboren verschrieb er sich schon früh der Wanderbewegung. Im Eggegebirgsverein, der 1900 in Altenbeken gegründet wurde, fand er ein reiches Betätigungsfeld. Durch die Herausgabe von Wanderkarten sowie der Gestaltung und Anbringung von Wanderschildern und Wegemarkierungen erwarb sich Heinrich Mertens große Verdienste. Ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland starb Heinrich Mertens 1972. Keine Frage also, dass Buke ihm diesen Platz widmete.

Ein besonderes Ereignis fand hier im Mai 1976 statt. Zahlreiche Wanderfreunde aus Nah & Fern nahmen an einer Sternwanderung teil, deren Ziel der neu erstellte Heinrich-Mertens- Platz in Buke war. Forsthaumeister Bernhard Grebe hatte in vielen ehrenamtlichen Stunden einen Schutzpilz errichtet, dessen Haube auf einem mächtigen Eichenstamm ruht. Vielen ist das idyllische Fleckchen seither auch als „Buker Pilz“ bekannt.

Der Schutzpilz steht nun fast seit 50 Jahren hier am Heinrich-Mertens-Platz. Waren bislang keine größeren Reparaturarbeiten erforderlich, hatte die Dacheindeckung in den letzten Jahren doch stark gelitten. Mit tatkräftiger Unterstützung des Buker Zimmermanns Martin Bußmann wurde 2022 das Dach neu mit Dachschindeln eingedeckt und die defekten Bretter der Vertäfelung ausgetauscht. Das Land Nordrhein-Westfalen förderte aus Mitteln des Heimatschecks die Materialkosten für die Renovierungsarbeiten. Die Arbeitsleistungen wurden vollständig unentgeltlich erbracht.

Und so lädt der Buker Pilz wieder formschön zum Rasten und Picknicken ein. Wanderer und Radfahrer kommen reichlich vorbei, führen am Heinrich-Mertens-Platz doch zahlreiche Wander- und Radwege entlang. Der bekannte Viadukt Wanderweg zum Beispiel, der seit 2008 als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland für seine ausgezeichnete Wegequalität steht. Oder der Bäderweg, der von Horn- Bad Meinberg über Bad Lippspringe nach Bad Driburg führt. Jakobspilgerer kommen ebenso am Buker Pilz vorbei wie Radfahrer, die auf dem Viadukt Radweg rund um die Gemeinde unterwegs sind. Der Buker Pilz lädt in jedem Fall dazu ein, Pause zu machen, innezuhalten und sich auf die Natur in all ihrer Vielfalt einzulassen.

Schwaney

Zum Nachlesen

Historischer Mühlenpatt

Mühlenpatt in Schwaney

In unmittelbarer Nähe vereinigen sich alle Bäche, die von Norden, Osten und Süden in Schwaney einfallen, zu einem einzigen Flüsschen, der Eller. Allerdings verliert der Ellerbach durch eine Vielzahl von Bachschwinden zwischen Schwaney und Dahl sein Wasser. Durch die ausgedehnten Karst-Kalkschichten fließt es in nordwestlicher Richtung ab und tritt in Paderborn wieder zutage.

Wasser ist eine der wichtigsten Lebensgrundlagen für uns Menschen. Lebensnotwendig - nicht nur für Schwaney - war auch ein Mahlbetrieb, der wiederum reichlich Wasser benötigte. Einst stand in jedem größeren Dorf eine Getreidemühle. Um 1860 soll es in Deutschland 60.000 bis 65. 000 Mühlen gegeben haben, darunter auch Papier-, Säge- oder Senfmühlen. Doch mit der Industrialisierung gingen viele von ihnen verloren.

Früher waren Mühlenrechte sehr begehrt und versprachen bei sinnvoller Nutzung durchaus Gewinn. Im Jahr 1441 wurde hier am westlichen Ortsrand von Schwaney erneut eine Mühle errichtet, nachdem die vorherige wahrscheinlich in den Fehden und Wirren gegen Ende des 14. Jahrhunderts unterging. Für die Schwaneyer bestand offensichtlich kein Zwang ihr Getreide in dieser Mühle mahlen zu lassen, allerdings gab es auch keinen Grund für sie, das Korn über weite und schlechte Wege zu auswärtigen Mühlen zu schicken.

461 Jahre später brannte das alte Mühlengebäude, das im Laufe der Zeit mehrfach überholt wurde, völlig nieder. Es bestand aus einem Wohnhaus aus Fachwerk, das mit der eigentlichen Mühle durch einen überdeckten Gang verbunden war. Hinter dem Haus lag damals noch ein Sägewerk, das durch ein besonderes Wasserrad angetrieben wurde. Noch im gleichen Jahr, also 1902, erfolgte der Wiederaufbau. Satt der früheren Holzräder wählte der damalige Müller ein Eisenrad als Antrieb, welches sich bei entsprechendem Wasseranfall treu und brav drehte.

Bis zum Jahr 1930 war die Mühle überwiegend auf die Launen des Ellerbachs angewiesen. Ein Dieselmotor leistete Nothelferdienste. Danach wurde die Mühle elektrisch betrieben.
Während des Betriebes der Schwaneyer Mühle gab es einen alten Fußweg entlang des Mühlengrabens – den Mühlenpatt. Er diente dem jeweiligen Müller als Zugang zu den vier Schütten, also Schleusen. Die musste er bedienen, damit das Wasser des Ellerbachs und weiterer kleinerer Bachläufe der Mühle genug Wasser zum Antrieb des Mühlrades lieferten.

Obwohl die Mühle inzwischen stillgelegt und der Mühlengraben nicht mehr vorhanden ist, blieb der Mühlenpatt weitestgehend erhalten und dient noch heute als Fußweg zwischen Ortsmitte und Schützenhalle. Anfang 2017 wurde auf Initiative des Schwaneyer Heimatpflegeteams der Mühlenpatt mit eigenen Wegeschildern ausgestattet. Noch im gleichen Jahr regte das Team den Ausbau des Weges bei der Gemeindeverwaltung an.

In Vorbereitung der 1050-Jahr-Feier von Schwaney wurde der historische Mühlenpatt 2020 optisch neugestaltet. Möglich wurde dies durch eine Förderung des Landes NRW und des Bundes. Ein Jahr zuvor hatte die Gemeindeverwaltung Fördermittel im Rahmen der "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" beantragt, die 65% der Kosten abdeckten.

Der Weg bekam in seinem gesamten Verlauf eine 1,30 Meter breite, wassergebundene Wegedecke. Rechts und links des Weges wurden bienen- und insektenfreundliche Grünstreifen gepflanzt und mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Insektenhotels, Obstbäume und mit Naschfrüchten bepflanzte Blumenkübel ergänzen die naturgerechte Ausgestaltung des Weges. Durch den Ausbau wurde dieser auch erstmals für Menschen mit Rollstuhl oder Rollator sowie für Familien mit Kinderwagen zugänglich und entwickelt sich dadurch zu einem ständigen Treffpunkt zwischen Jung und Alt. Die gestalterische und gärtnerische Planung wurde von der Schwaneyerin Kerstin Sale unentgeltlich durchgeführt.

Antoniusbildstock und -linde

Antoniusbildstock in Schwaney

Westlich der Schwaneyer Mühle stand am alten Hellweg über 300 Jahre lang die einst mächtigste Bergulme des Kreises Paderborn. 1938 wurde sie als Naturdenkmal ausgewiesen und 1967 letztmalig vermessen. Die Vermessung erbrachte stolze 32 Meter Höhe und einen stattlichen Stammumfang von 5,82 Meter. Unter der prachtvoll gewachsenen Krone stand eine Kapelle, die den Überlieferungen und einer Sage nach, 1750 von einem Schäfer erbaut wurde, der weiter höher am Brocksberg in der Nacht von einem heftigen Gewitter und Orkan überrascht wurde und mitsamt seinem Schäferkarren in einer Höllenfahrt den Berg hinunter gefegt wurde. Er erlitt dabei schwerste Verletzungen und schlug erst Stunden später, als man ihn am anderen Tag nahe eines Abgrundes fand, die Augen wieder auf. Während seiner Höllenfahrt hatte der eigentlich ungläubige Schäfer den Namen des Heiligen Antonius gerufen und ihn angefleht, ihm zu helfen. Daher führte er sein Überleben darauf zurück, dass ihm wohl der Heilige geholfen haben musste, kurz vor dem Abgrund zum Stehen zu kommen und zu überleben.

Als Dank dafür pflanzte er nahe der Stelle eine Linde und errichtete davor eine Kapelle, die er dem heiligen Antonius widmete. Nach ihrem Verfall setzte man an die gleiche Stelle einen schlichten Bildstock. Als Fundament wurden die Steine der Kapelle verwendet. 1910 wurde der Bildstock in größerer und prunkvoller Form erneuert. Der Sockel des türmchenreichen Häuschens umschließt auch den Sockelstein des alten Bildstockes.

Wegekreuze, Gedenksteine und Bildstöcke sind in nahezu jeder Region zu finden. Ob an markanten Dorfplätzen, in Feld und Flur oder auch im Wald sind sie religiöse Zeugnisse und stille Stätten der Einkehr und Besinnung. Diese kleinen Kunstwerke enthalten oft Bitt- und Dankgebete, sollen Trost spenden, Schutz und Segen verheißen und wurden nicht selten nach überstandenem Leid oder als Sühne nach Verbrechen aufgestellt. Gewöhnlich sind sie aus Stein, Holz oder Eisen gefertigt. Ebenso kommen Zink und Bronze vor. Manche sind eher schlicht gehalten oder schon etwas verwittert. Andere dagegen sind etwas schmuckvoller und aufwendiger gestaltet.

Hier an dieser Stelle wird der Hl. Antonius von Padua verehrt. Er ist Schutzpatron der Städte Padua, Lissabon, Fatima, Paderborn, Hildesheim und Menden sowie der Bäcker, Schweinehirten, Bergleute, Reisenden und Sozialarbeiter. Er wird bei Unfruchtbarkeit, Fieber, Pest, Schiffbruch, Kriegsnöten, Viehkrankheiten und auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen, daher der scherzhafte Beiname „Schlampertoni“ in Bayern oder „Klüngelanton“ in Schwaney.

Der Gedenktag des Heiligen St. Antonius in der Liturgie der katholischen Kirche ist der 13. Juni, sein Todestag. Unter den Klängen des Bundesschützen Garde Musikkorps Schwaney führt alljährlich an diesem Tag eine Prozession zu Ehren des Heiligen hierher.

Jahrhundertelang hielt die Schwaneyer Bergulme sämtlichen Stürmen stand, bis ein aus Asien eingeschleppter Pilz sie 1991 schließlich zu Fall brachte. Das sogenannte Ulmensterben dezimiert seit vielen Jahrzehnten die Ulmenbestände in Europa. Es handelt sich um eine Pilzinfektion, die Ulmen binnen weniger Jahre zum Absterben bringt. Der Pilz dringt in die Leitungsbahnen des Baumes ein und verstopft diese, so dass die Wasserversorgung der betroffenen Äste unterbrochen wird. Übertragen wird der Pilz durch den Ulmensplintkäfer, der bei seiner Fraßtätigkeit den Krankheitserreger verbreitet. Der Ulmensplintkäfer zählt zur Gattung der Borkenkäfer, die zuletzt auch für das große Fichtensterben in der Region verantwortlich waren.

Auch wenn die geschichtsträchtige Antoniuslinde, die eigentlich eine Bergulme war, gefällt werden musste, St. Antonius gilt neben St. Agatha weiterhin als Schutzpatron des Dorfes. An Stelle der alten Burgulme wurde nach deren Fällung eine neue Linde gepflanzt, die schon heute wieder eine stattliche Größe zeigt.

Marktplatz mit Kumbiecke

Kumbiecke-Becken in Schwaney

Im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts wurde in Schwaney ein Gotteshaus errichtet, für dessen Baumaterial Buchensteine dienten, die in der nahen Feldmark gebrochen wurden. Die Portale, Fenster und Ecken trugen als Stützen, Bogen und Blenden Sandsteine aus dem nahen Eggewald. Die Kirche wurde von einem ansehnlichen Kirchplatz umgrenzt, der seinerzeit als Friedhof und der Unterbringung von Hab und Gut in Zeiten höchster Not diente. Erst nach und nach rückten Häuserreihen dicht an das Kirchengelände heran, ließen aber Raum für einen Weg, der rings um das Gotteshaus und den Kirchhof führte.
Am 7. Mai 1895 erlebte Schwaney seinen schwärzesten Tag in der tausendjährigen Geschichte: In nur wenigen Stunden legte ein verheerender Großbrand zahlreiche Gebäude, unter ihnen die Kirche und das Pastorat, in Schutt und Asche. Doch schon kurze Zeit später wurde der Neubau der Kirche beschlossen. Nur 3 Jahre später erhielt die neue dreischiffige Kirche ihre Weihe.

Balduin, Bischof der Paderborner Kirche, verlieh den Schwaneyer Bürgern im Jahr 1344 Stadtrechte. Diese Verleihung des Stadtrechtes bezeichnete er selbst als einen Beweis der besonderen Gunst und Gnade. Zugleich erkannte er ihnen damit das Marktrecht zu. Der Wochenmarkt wurde jeweils am Donnerstag abgehalten. Die Marktfreiheit für Einheimische wie Fremde dauerte vom Abend des dem eigentlichen Markttag vorhergehenden bis zum Morgen des nächstfolgenden Tages.

Die Straße um die heutige Pfarrkirche mit dem großen Kirchplatz erinnert an den früheren Marktplatz. Die Bezeichnung Am Marktplatz kann sich allerding nur schwer durchsetzen. Im Volksmund heißt es immer noch Bei der Kirche oder Auf dem Kirchplatz.

Der Marktplatz war aber nicht nur der Handelsort. Hier stand auch der Schandpfahl, er war allgemeiner Versammlungsort des Dorfes und der Dorfbrunnen - die Kumbiecke – befand sich hier. Deren Quellen förderten ganzjährig sauberes Wasser mit 7 Grad Wärme, welches auch fast nie zufror. Noch bis 1898 war der Schwaneyer Marktplatz übersät mit vielen kleinen Quellen und Seen, dann bekam das Kumbiecke-Becken eine solide Einfassung mit Umzäunung.

2017 trocknete das Becken aus. Ob der allgemein deutlich gesunkene Grundwasserspiegel oder die in der Nähe durchgeführten Gewässermaßnahmen ursächlich waren, ist ungeklärt. Das Schwaneyer Heimatpflegeteam, vertreten durch Ortsheimatpfleger Hans Josef Knoke und den damaligen Ortschronisten Ludwig Schenk, bemühte sich jedenfalls um eine Neugestaltung des Beckens. Ende 2019 konnten die Arbeiten auch Dank der tatkräftigen Unterstützung der Heimat- und Vereinsgemeinschaft Schwaney und einiger engagierter Schwaneyer Bürger beendet werden. In dem Zusammenhang wurde auch die Decke des Marktplatzes saniert und vorhandene noch geteerte Flächen durch Pflaster ersetzt. Zugleich wurden das Kirchenportal und die Westfront angestrahlt. Die Durchführung dieser Arbeiten erfolgte ebenfalls vorwiegend durch die Heimat- und Vereinsgemeinschaft in Eigenleistung. Die Kosten für die Neugestaltung des Kumbiecke Beckens und des Marktplatzes sowie die ergänzende Kirchenbeleuchtung wurden von der Gemeinde getragen.

Das Kumbiecke-Becken ähnelt nun in seiner rechteckigen Form dem von 1898. Aus einer Mauer, die mit mehreren Auslässen an die früheren Quellen erinnert, fällt ein kleiner Wasserfall in das Becken und versickert dann in einer angrenzenden Kiesfläche zum Rücklauf in den darunterliegenden 3000 Liter großen Wassertank.
Im Umfeld entstand eine kleine Parklandschaft, die noch mit Sitzmöglichkeiten, Tisch und Spielmöglichkeiten für Kinder ergänzt werden soll. Das Becken wird zur Hauptstraße durch eine dichte Hecke abgeschirmt. Als kleine Oase inmitten des Dorfes lädt diese Parklandschaft Jung und Alt zum Verweilen, Plaudern und Betrachten ein.

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